Postgraduale Weiterbildung in existenzanalytischer Psychotherapie vom Bund akkreditiert
Die Weiterbildung in existenzanalytischer Psychotherapie führt neu zum eidg. Weiterbildungstitel «eidgenössisch anerkannte Psychotherapeutin» oder «eidgenössisch anerkannter Psychotherapeut». Der Bund hat den Weiterbildungsgang der in Hinterkappelen ansässigen Gesellschaft für Existenzanalyse Schweiz (GES) evaluiert. Nach Erfüllung der elf Auflagen wurde der Lehrgang ordentlich akkreditiert.
Das Eidg. Departement des Innern (EDI) verfügte den entsprechenden Erstentscheid am 17. Juni 2022 und den Entscheid zur Auflagenerfüllung am 22. Juli 2024. Vorausgegangen war ein mehrstufiges Akkreditierungsverfahren gemäss dem seit 2013 geltenden Psychologieberufegesetz (PsyG), das insgesamt fast fünf Jahre in Anspruch nahm. Die Co-Präsidentin und Weiterbildungsverantwortliche der GES, Psychiaterin und Psychotherapeutin Erika Luginbühl-Schwab, zeigt sich zufrieden: «Es ist erfreulich, dass die Existenzanalyse als noch recht unbekannte Richtung in der Schweiz offiziell in der Weiterbildung der Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten ihren Platz hat und somit die Vielfalt in der Schweizer Psychotherapielandschaft gestärkt wird.»
Der nun akkreditierte berufsbegleitende Weiterbildungsgang richtet sich an Ärztinnen und Ärzte sowie an Psychologinnen und Psychologen und führt in viereinhalb bis sechs Jahren zum eidg. anerkannten Abschluss. Er wurde zum ersten Mal 1994 in der Schweiz angeboten. Bis März 2018 war der Lehrgang im Rahmen der Übergangsbestimmungen zum PsyG provisorisch vom Bund akkreditiert gewesen. Zudem verfügt der Lehrgang über eine Akkreditierung der Schweizerischen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie (SGPP) für den Psychotherapieteil der fachärztlichen Weiterbildung zum Fachtitel für Psychiatrie und Psychotherapie.
Methoden der Weiterbildung: Selbsterfahrung und offener Dialog
Die Weiterbildung ist stark auf Selbsterfahrung ausgerichtet und phänomenologisch geprägt. «Dies bedeutet, dass Ausbildungskandidatinnen und -kandidaten in der Gruppe die Themen, die uns als Menschen in Gesundheit wie Krankheit bewegen, durcharbeiten und sich dabei auch selber stark einbringen», erläutert Brigitte Heitger-Giger, Lehrausbildnerin und vormalige Präsidentin der GES. «Dies gewährleistet aus unserer Sicht, dass sie als Psychotherapeutinnen und -therapeuten fähig sind, mit den Klientinnen und Klienten in Dialog zu treten und ihnen ein Gegenüber zu sein.»
Ausserdem ist die Existenzanalyse eine Richtung, die existenzphilosophisch geprägt ist, was ein gewisses Interesse an philosophischen Diskursen voraussetzt. Doch Luginbühl-Schwab betont, dass die Existenzanalyse durch die Haltung der Offenheit und den Verzicht auf Deutung eine sehr lebensnahe Facette hat. «Wer gerne genauer hinschaut und versucht, Zusammenhänge zu verstehen und den Dialog pflegen möchte, der ist bei uns gut aufgehoben», so die Psychiaterin und Psychologin, die 25 Jahre Erfahrung als Psychotherapeutin und 16 Jahre Erfahrung in der Ausbildung von Psychotherapeut:innen mitbringt.